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Trinkwasser aus Regenwasser – dezentrale Systeme, Erfahrungen, Möglichkeiten und Barrieren

Im Kontext der neuen RICHTLINIE (EU) 2020/2184 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 16. Dezember 2020 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch.

Der Trinkwasserversorger liefert hochwertiges und überwachtes Wasser aus zentralen Anlagen zu jeder Zeit. So sind wir es zumindest in Deutschland gewohnt. Wozu also über eine dezentrale Versorgung über Regenwasser Gedanken machen? Wassermangel, Qualitätsprobleme, ein Beitrag zum Überflutungsschutz und Schutz von natürlichen Trinkwasserquellen sind einige solcher Gründe. Sogar in Deutschland sind in den letzten Jahren die ersten natürlichen Brunnen versiegt. Teilweise besorgniserregend sieht das in vielen europäischen Ländern aus. In immer mehr Ländern werden hier in Trockenperioden - sogar Versorgungsengpässe- gemeldet. In Belgien und den Niederlande suchen die großen Wasserversorger aktiv nach neuen Wasserquellen, weil sie den Bedarf temporär nicht mehr decken konnten. Einen Beitrag diese wachsenden Versorgungslücken zu schließen, können dezentrale Regenwassernutzungssysteme sein, die das Wasser nicht nur zur sogenannten Betriebswasserqualität (DIN EN 16941-1), sondern bis hin zur Trinkwasserqualität aufbereiten. Dieser Fachbeitrag gibt einen Einblick in die Grundlagen und Lösungsansätze sowie Beispiele für umgesetzte Systeme.

Vor- und Nachteile von Regenwasser als Wasserquelle für die Trinkwasserversorgung

In Deutschland kommen aktuell nur ca. 13 % des Trinkwassers aus Seen, Talsperren oder Flusswasser; ca. 70 % kommt aus Grundwasser oder Quellen. Im Prinzip ist das Regenwasser also bereits ein fester Bestandteil der Trinkwasserversorgung. Einer der Hauptvorteile Regenwasser zu nutzen, liegt in der Umweltfreundlichkeit. Es können Leitungssysteme und  Energie eingespart und schwindende Trinkwasserressourcen geschont werden. Dezentrale Regenwasserspeicher tragen zudem zum Regenwasser-Management, inklusive Überflutungsschutz bei. Darüber hinaus können Kosteneinsparungen durch die Sammlung und Nutzung von Regenwasser erzielt werden. Die einfache Verfügbarkeit von Regenwasser als erneuerbare Ressource ist ebenfalls ein positiver AspektJedoch unterliegt sie stark den klimatischen Bedingungen. Aufgrund der immer länger werdenden Trockenperioden durch die Klimaveränderung müssen auch die Regenwasserzisternen größer werden, wenn Autarkie, also Unabhängigkeit vom Wasserversorger angestrebt wird. Ein großer Vorteil von Regenwasser ist dessen gute Grund-Qualität, denn die erste Aufbereitungsstufe erfolgt bereits ganz automatisch durch die vorherige  Verdunstung in der Atmosphäre, welche extrem gut und sogar völlig kostenfrei ist. Einen preiswerteren Filter gibt es nicht. Auch ist Regenwasser frei von zahlreichen Spurenstoffen, wie beispielsweise Medikamentenrückstände. Auf der anderen Seite gibt es Herausforderungen, die bei der Nutzung von Regenwasser berücksichtigt werden müssen. Die unbeständige Verfügbarkeit in trockenen Perioden oder Regionen mit unregelmäßigem Niederschlag stellt einen Nachteil dar. Zudem muss die Wasserqualität sorgfältig überwacht und durch Filtration sowie Aufbereitung sichergestellt werden. Die benötigte Infrastruktur für die Installation von Regenwassersammelsystemen kann kosten- und platzintensiv sein. Zudem besteht die Abhängigkeit von Dachmaterialien, da bestimmte Materialien potenziell schädliche Substanzen freisetzen können. Insgesamt erfordert die Entscheidung, Regenwasser als Trinkwasserquelle zu nutzen, eine umfassende Bewertung der lokalen Bedingungen, der verfügbaren Ressourcen und der erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen. Ist diese Entscheidung für die Nutzung des Dachablaufwassers für ein Projekt getroffen worden, sind in Europa die Vorgaben der nationalen Trinkwasserverordnungen zu befolgen. Diese beruhen wiederum auf der Europäischen Richtlinie (EU) 2020/2184 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch. Wie in Artikel (2) der (EU) 2020/2184 beschrieben, gilt diese für Wasser egal welcher Herkunft, also auch für das sogenannte Dachablaufwasser.

RICHTLINIE (EU) 2020/2184 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch

eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/

Nach einiger Kritik und Überarbeitung ist zum 12.01.2021 final die neue RICHTLINIE (EU) 2020/2184 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 16. Dezember 2020 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch, in Kraft getreten. Die Zielsetzung ist im Artikel (1) beschrieben: 

„(1) Diese Richtlinie betrifft die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch für alle in der Union.

(2) Die Ziele dieser Richtlinie sind es, die menschliche Gesundheit vor den nachteiligen Einflüssen, die sich aus der Verunreinigung von Wasser für den menschlichen Gebrauch ergeben, durch Gewährleistung seiner Genusstauglichkeit und Reinheit zu schützen sowie den Zugang zu Wasser für den menschlichen Gebrauch zu verbessern.“

Wasser für den menschlichen Gebrauch ist dabei im Artikel 2 wie folgt definiert:

„a) alles Wasser, sei es im ursprünglichen Zustand oder nach Aufbereitung, das sowohl in öffentlichen als auch in privaten Örtlichkeiten zum Trinken, zum Kochen, zur Zubereitung von Speisen oder zu anderen häuslichen Zwecken bestimmt ist, und zwar ungeachtet seiner Herkunft und ungeachtet dessen, ob es aus einem Verteilungsnetz oder in Tankfahrzeugen bereitgestellt oder in Flaschen oder andere Behältnisse abgefüllt wird, einschließlich Quellwasser,

b) alles Wasser, das in einem Lebensmittelunternehmen für die Herstellung, Behandlung, Konservierung oder zum Inverkehrbringen von für den menschlichen Gebrauch bestimmten Erzeugnissen oder Substanzen verwendet wird,“

Unter Artikel (3) sind verschiedene Ausnahmen definiert. Zum Beispiel findet die Richtlinie keine Anwendung für anerkannte, natürliche Mineralwässer. Auch können Mitgliedstaaten selber Ausnahmen von der Richtlinie zulassen:   

„a) Wasser, das ausschließlich für Zwecke bestimmt ist, hinsichtlich deren die zuständigen Behörden überzeugt sind, dass die Wasserqualität keinerlei direkten oder indirekten Einfluss auf die Gesundheit der betreffenden Verbraucher hat;

b) Wasser für den menschlichen Gebrauch, das aus einer individuellen Versorgungsanlage stammt, aus der im Durchschnitt weniger als 10 m³ pro Tag entnommen oder mit der weniger als 50 Personen versorgt werden, sofern die Wasserbereitstellung nicht im Rahmen einer gewerblichen oder einer öffentlichen Tätigkeit erfolgt.“

Für kleine Wasserversorger gilt zudem folgende Ausnahme: 

„(6) Wasserversorger, die im Rahmen einer gewerblichen oder einer öffentlichen Tätigkeit im Durchschnitt weniger als 10 m³ pro Tag bereitstellen oder weniger als 50 Personen versorgen, unterliegen lediglich den Artikeln 1 bis 6 und den Artikeln 13, 14 und 15 und den einschlägigen Anhängen der vorliegenden Richtlinie."

Dies führt einerseits dazu, dass die Trinkwasserverordnungen der einzelnen Mitgliedsländer sich weiter unterscheiden werden. Anderseits lässt die neue Richtlinie auch mehr Möglichkeiten zu, die Trinkwasserversorgung breiter aufzustellen. Die Artikel 7-10 beinhalten Vorgaben zum sogenannten „risikobasierten Ansatz“ und dessen Umsetzung.  Die Mitgliedstaaten sollen dafür Sorge tragen, dass für die Versorgung, Aufbereitung und Verteilung von Wasser für den menschlichen Gebrauch ein risikobasierter Ansatz angewendet wird, der sich auf die gesamte Versorgungskette vom Einzugsgebiet über die Entnahme, Aufbereitung und Speicherung bis zur Verteilung des Wassers an der Stelle erstreckt. Die Umsetzung der EU Richtlinie hatte neben einigen verlängerten Übergangszeiträumen (z.B. PFAS) bis zum 12.01.2026 zu erfolgen. 

In Deutschland ist dazu am 24. Juni 2023 die neu gefasste Trinkwasserverordnung in Kraft getreten, mit der maßgebliche Inhalte der EU-Trinkwasserrichtlinie aus dem Jahr 2020 umgesetzt werden. „Die neu gefasste Trinkwasserverordnung (TrinkwV) sieht die Einführung eines risikobasierten Trinkwasserschutzes vor, führt neue Parameter ein und legt niedrigere Grenzwerte für Schadstoffe wie Chrom, Arsen und Blei fest. Betreiber von Wasserversorgungsanlagen werden verpflichtet, alte Bleileitungen stillzulegen oder auszutauschen.“

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/t/trinkwasser

Genehmigung

Bezüglich der Genehmigung von dezentralen Anlagen für die Trinkwasserversorgung mit Dachablaufwasser als Quelle gibt es in den Ländern der EU sehr große Unterschiede. Unsicherheit besteht zunächst, da es für diese Technologie bislang keine spezielle normative Regelung oder gar eine Prüfnorm gibt. Grundsätzlich handelt es sich aber ebenso wie bei einer Brunnenanlage um eine sogenannte Eigenversorgungsanlage, die nach den Trinkwasserversorgungen nicht untersagt sind. Bezüglich der Technik, Einbau und Nutzung einer Trinkwasser-Eigenversorgungsanlage, gibt es Definitionen in der deutschen und europäischen Trinkwasserverordnung, wonach die Gesundheitsämter ihre Entscheidungen zur Genehmigung treffen und somit Vorgaben zur Untersuchung der Wasserqualität geben. Seit 2016 hat sich anhand verschiedener Praxisbeispiele gezeigt, dass es ganz unterschiedliche Stellungnahmen der Gesundheitsämter zum Thema Trinkwasser aus Dachablaufwasser, Oberflächenwasser und Brunnenwasser gibt. Es gibt Gesundheitsämter, die solch eine dezentrale Eigenversorgungsanlage für gut befinden und diese auch nach Kommunikation mit dem Hersteller und Privatkunden dulden. Es gibt ganz unterschiedliche Vorgaben der einzelnen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, wobei die Qualität des Wassers nach der Filterung in verschiedenen Abständen getestet werden muss und auch sollte. Oft liegen, die meist mündlichen Vorgaben, bei etwa 7-10 Parametern, wobei es sich hierbei primär um die Prüfparameter der Krankheitserreger handelt, da Dachablaufwasser bei entsprechenden Dachmaterialien, je nach Region und Land, bei keinen gelösten Stoffen die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung überschreitet. Bei der Aufbereitung von Oberflächenwasser oder Grundwasser, wie z.B. Brunnenwasser oder Bachwasser, werden auch Prüfparameter wie z.B. Nitrat, Nitrit, Mangan, Eisen, Mineralien vorgegeben, die dann in regelmäßigen Abständen getestet werden. Auch bei einer Genehmigung oder Duldung des Gesundheitsamtes, kann die Gemeinde auf den, seit 1935 in Deutschland bestehenden Anschluss- und Benutzungszwang bestehen (https://de.wikipedia.org/wiki/Anschluss-_und_Benutzungszwang), sofern das Gebäude an das Wassernetz angeschlossen werden kann. Dies kann dann dazu führen, dass ein Gebäude an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen werden muss, jedoch kein Wasser dort bezieht. Geregelt ist dies in den Satzungen der Gemeinden. In vielen anderen Europäischen Ländern ist der Anschluss- und Benutzungszwang hingegen nicht bekannt. Im Gegensatz zum Anschlusszwang wird der Benutzungszwang bislang bei keiner bekannten Anlage durchgesetzt. Eine genaue Mindestabnahmemenge des Stadtwassers ist jedoch auch nicht klar festgelegt.

Bei Eigenversorgungsanlagen, die als Ergänzung zum Stadtwasseranschluss eingebaut werden, wird der Anschlusszwang erfüllt und in Trockenzeiten (leere Zisterne) auch Trinkwasser aus der Stadtwasserleitung gebraucht. Das Volumen der Bevorratung des Regenwassers in einer Zisterne entlastet den Trinkwasserversorger bei längeren Trockenzeiten, besonders in Gebieten (auch in Deutschland) bei denen die Gartenbewässerung aufgrund von Wassermangel untersagt wird. Bei Starkregenereignissen entlasten die verbleibenden Leeranteile der Zisternen die Regenwasserkanäle. Die haben auch die ersten Kommunen erkannt. So werden von den Berliner Wasserbetrieben ab dem 01.01.2024 nur noch 10 % der Niederschlagswassergebühren erhoben, wenn in dem Gebäude Regenwasser als Betriebswasser genutzt wird.

Anlagentechnik

Mit der AQUALOOP Trinkwasser aus Regenwasser-Serie hat INTEWA nun eine komplette Serie von anschlussfertigen Anlagen mit einem Aufbereitungsvolumen von 1000 – ca. 86.400 l/Tag und deren Vielfachen entwickelt. Das Aachener Unternehmen hat die Technologie dabei bereits in den letzten 10 Jahren in zahlreichen Projekten untersucht, beprobt und optimiert sowie erfolgreich umgesetzt. Im folgenden Abschnitt wird das Funktionsprinzip am Beispiel einer Einfamilienhausanlage AL-DW1000 RMF-40 SC mit Pumpzentrale RMF-SC 40 erläutert.

Das sogenannte „Dachablaufwasser“ wird zunächst über einen Vorfilter PURAIN ① vorgefiltert, bevor es in die Zisterne gelangt. 

Die Regenwasserzisterne ist in der Regel außerhalb des Gebäudes als Erdspeicher zu installieren. Je nach Größe der Anlage kommen in der Regel Betonzisternen oder Kunststoffspeicher in Betracht. Da das Dachablaufwasser in den Zisternen eine längere Aufenthaltszeit und somit Kontaktzeit mit dem Material hat, ist darauf zu achten, dass kein Schadstoffeintrag über die Zisternenwände in das Wasser erfolgen kann. Bei Kunststoffspeichern sollten die Lieferanten über Zertifikate oder Konformitätserklärungen über die Eignung des Materials für die Lebensmittellagerung verfügen. 

Der Skimmerüberlauf des PURAIN Filters entfernt die Oberflächenverschmutzungen. Die integrierte Rückstauklappe verhindert das Eindringen von Kleintieren und Schmutz in die Zisterne. Der Beruhigungstopf ② verhindert ein Aufwirbeln der Bodensedimente. Die Pumpanlage RAINMASTER Favorit 40-SC ⑥ saugt das Regenwasser aus der Zisterne über einen Saugleitung ④ mit schwimmendem Ansaugfilter ③ an und drückt es durch die  AQUALOOP-direct Ultrafiltrationseinheit ⑧. Aufgrund der geringen Membranporenweite von 0,02 µm werden Partikel, Bakterien und sogar Viren zurückgehalten. Druckstöße werden über ein Ausdehnungsgefäß ⑦ abgepuffert. Nach dieser Membranfiltration durchläuft das Wasser noch eine zusätzliche UV-Einheit ⑨ zur redundanten Desinfektion, bevor es zu den Verbrauchern gelangt. Beim Öffnen eines Verbrauchers wie Toiletten, Waschmaschine, Duschen, Badewannen, Waschbecken und die Gartenanlage, erkennt die Pumpeneinheit automatisch einen Druckabfall und startet. Wenn nicht genügend Regenwasser vorhanden ist, versorgt der RAINMASTER Favorit 40-SC die Verbraucher automatisch über eine integrierte, DVGW zertifizierte Nachspeisung mit Trinkwasser.

In Gegenden mit besonders hoher Umweltbelastung durch die Luft, können zusätzliche Aufbereitungsstufen erforderlich werden oder sinnvoll sein:

  • Umkehrosmose (RO) 

  • Adsorption (Aktivkohle) zur Entfernung gelöster Stoffe und

  • Geschmacksneutralisierung

  • Point-of-Use  (POU) Filter (vor dem Küchenhahn) 

Ob eine der zusätzlichen Aufbereitungsstufen erforderlich ist, muss nach Einbau und Überprüfung der erzielten Wasserqualitäten ermittelt werden. 

Ob sich eine solche Anlage wirtschaftlich rechnet, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Diese Frage stellt sich auch nur, wenn ausreichend Wasser über den Trinkwasserversorger alternativ zur Verfügung steht. Ein Einfamilienhaussystem ist für unter 10.000,00 € realisierbar. Bei einem Wasserverbrauch von ca. 190 m³ / Jahr ein einem 4 Personenhaushalt und Wasserkosten von 3,00 €/m³ beispielsweise könnten also 570,00 €/Jahr eingespart werden. Hinzu kommen Kosten für Betrieb und Wasseranalysen zwischen 150,00 € und 300,00 €/Jahr. Die Filtration hat eine Lebenserwartung von > 10 Jahren ohne Austauschmaterialien. Gegenden mit hartem Wasser kann auf eine Enthärtungsanlage für über 3.000,00 € und mehr als 150,00 €/Jahr Betriebskosten verzichtet werden. Wenn auf die Anschlussgebühr verzichtet werden kann, werden weitere mehrere tausend Euro eingespart. In entlegenen Gebieten kann die Anschlussgebühr sogar deutlich teurer als ein eigenes Regenwassersystem sein. Bei Gewerbeanlagen sind die Anlagenkosten relativ gesehen deutlich günstiger, so dass hier eine Wirtschaftlichkeit schneller erzielt werden kann. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über unterschiedliche Anlagengrößen, jeweils ohne Regenwasserzisterne:

Tabelle 1: Übersicht AQUALOOP Trinkwasser aus Regenwasser-Systembaureihe

Bezeichnung

 

Beschreibung

 

AL-Tap1600
  • mobile, stromlose Wasseraufbereitung
  • Aufbereitungsleistung bis zu 1.600 l/ Tag
  • Tankvolumen 60 Liter
  • 6 m² UF Druckfiltration

AL DW1000

 

  • Ein- und Mehrfamilienhäuser, Gewerbe
  • Aufbereitungsleistung bis zu 1.000 l/ Tag
  • 1 x AL-direct
  • 18 m² UF Druckfiltration

AL-DW3000

AL-DW6000

  • Gewerbe
  • Aufbereitungsleistung bis zu 6.000 l/ Tag
  • 2 - 4 x AL-direct
  • 2 – 4 x 18 m² UF Druckfiltration

AL-DW9600

AL-DW19200

AL-DW28800

AL-DW38400

AL-DW57600

AL-DW86400

  • Gewerbe
  • Aufbereitungsleistung bis zu 86.400 l/ Tag
  • Mit AL-MS Membranstationen mit jeweils 6 AL-MEM Membranen
  • X x 6 m² UF Saugfiltration
  • Inkl. Membrantank
  • Inkl. Klarwassertank
  • Luftreinigung über Gebläse und Möglichkeit einer chemischen Reinigung
  • Inkl. I-Connect Fernüberwachung und Betrieb

Überwachung, Betrieb und Wartung mit I-CONNECT

Ein zentraler Punkt bei der dezentralen Aufbereitung von Dachablaufwasser zu Trinkwasserqualität ist die Überwachung. Anlagen größer 9600 l/Tag sind dazu bereits mit der I-CONNECT Steuerung ausgestattet. Sie ermöglicht Fernüberwachung. Der Online-Zugriff auf die jeweilige Anlage erfolgt über ein Web-Portal oder eine App. Für die Zukunft ist es geplant auch die Wasserqualität möglichst online zu überwachen. Aktuell wird dies über Laboranalysen gemacht.

Referenzen

Nachrüstung in einem Einfamilienhaus in Kelmis, Belgien

Die Nachrüstung war bei diesem Projekt möglich, da das bestehende Leitungssystem übernommen werden konnte.

  • Auffangen des Regenwassers von 120 m² Dachfläche

  • Speicherung in einer 10 m³ Außenzisterne

  • AQUALOOP Membranstation mit Ultrafiltration in Zisterne

  • 350 Liter Klarwasserspeicher im Keller für entkeimtes Wasser

  • Entnahme aus Klarwasserspeicher mit RAINMASTER-Favorit 20-SC

  • UV Entkeimung mit 20 Watt für zusätzliche Sicherheit

  • Druckerhöhung in bestehendes Leitungssystem

  • Anschluss an Dusche, Waschmaschine, Handwaschbecken etc.

  • Trinkwassernachspeisung über RAINMASTER mit Stadtwasser

Wasserqualität des Regenwassers

Die Qualität des Regenwassers und die Reinigungsleistung der Anlage wurden durch Proben an verschiedenen Stellen des Gesamtsystems untersucht. Die Analyseergebnisse zeigen, dass die bakterielle Belastung des Rohwassers aus der Regenwasserzisterne bereits sehr niedrig ist. Weder das Bakterium E.Coli, ein wichtiger Hinweis auf Verschmutzung mit Fäkalien, noch der Krankheitserreger Pseudomonas aeruginosa konnten in den Proben gefunden werden. Nach der AQUALOOP Ultrafiltration konnten keine coliformen Bakterien und Bakterienkolonien mehr nachgewiesen werden. Eine zusätzliche Entkeimung durch die UV Lampe dient der zusätzlichen Sicherheit. Für alle untersuchten Parameter wurden die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung für „Wasser für den menschlichen Gebrauch“ eingehalten (S. Tabelle 1). Einzig der pH-Wert wurde bei der ersten Beprobung überschritten. Ursache war hier aufgrund einer Reparaturmaßnahme eine alkalische Ausschlämmung der Betonzisterne mit Zement.

Tabelle 2: Analyseergebnisse der AQUALOOP Regenwasseranlage, 1.4.2014 , Quelle: Institut für Wasser- und Abwasseranalytik GmbH.

Parameter

 

Einheit

Grenzwert (nach TVO) 2014

Regenwasser

Aufbereitung durch AQUALOOP

Escherichia Coli/100ml000
Enterokokken/100ml000
Coliforme Bakterien/100ml020
Koloniezahl 22 °C/ml100110
Koloniezahl 36°C/ml100120

Pseudomonas

Aeruginosa

/100ml--00
TOCmg/l--3mg/l2,8 mg/l
Calciummg/l  22,4
Magnesiummg/l  <0,5
Leitfähigkeit bei 25°Cμs/cm2790 215
Kupfermg/l2 0,008

INTEWA Unternehmenssitz Aachen

Am Firmensitz in Aachen sammelt INTEWA das Ablaufwasser des Hallendachs in einem 30 m³ lebensmittelechtem Glasfaserspeicher, um mit der AQUALOOP-Technologie Trinkwasser für das Unternehmen daraus aufzubereiten. Das Wasser wird regelmäßig von einem anerkannten Labor nach der TVO beprobt. Die Zisterne wird auch gleichzeitig als Rückhaltebehälter für Starkregenereignisse genutzt.

Regenwasserertrag Hallendach:ca. 380 m³ / Jahr
Regenwasserverbraucher:ca. 90 m³/ Jahr
Nutzung:

Wasser, Kaffee, Tee, Handwaschbecken

Spüle, Spülmaschine, Reinigen

Bier und Limonade 

Aufgrund der großen Dachfläche ist das Unternehmen damit wasserautark.

Da immer noch Regenwasser übrig ist, wurde überlegt, wie es möglich sein würde das Bewusstsein für die Dezentralisierung der Regenwassernutzung zu verbreiten und mehr Menschen zugänglich zu machen. Es entstand die Idee Bier und Limonade, „beeRAIN“ und „RAINade“ aus dem aufbereiteten Regenwasser zu produzieren. Bei beeRAIN und RAINade handelt es sich nicht um ein industriell hergestelltes Getränk, sondern um Getränke, die nach höchsten Ansprüchen in kleinen Craft Brauereien in Belgien produziert werden. Dazu wird das aufbereitete Dachablaufwasser in einem Tankwagen zur nahegelegenen Brauerei gefahren. Die RAINwaterdrinks werden zum Selbstkostenpreis an die Kunden abgegeben. Allerdings sind die Produktionsmengen sehr begrenzt. 

Rimac, Kroatien

Die erste große Gewerbeanlage wurde im Dezember 2023 für das Werk Rimac, Nevera, mit einem Aufbereitungsvolumen von 100 m³/Tag, ausgeliefert. Aufgabe ist die Trinkwassererzeugung aus Regenwasser im Rimac-Industriepark und in der Elektroautoproduktion. Bevor das Wasser in die Zisterne gelangt, wird es durch den PURAIN-Filter vorgereinigt. Eine Biox-Pumpe fördert das Regenwasser vom Regenwasserbehälter in die AQUALOOP Membranbehälter. Diese sind mit 11 Membranstationen, bestehend aus 66 Membrankartuschen, ausgestattet. Das System liefert täglich bis zu 100 m³ aufbereitetes Dachablaufwasser. Die in der Druckleitung installierte UV-Anlage dient der zusätzlichen Desinfektion des Wassers vor der Weiterleitung über das Pumpensystem (PROFI) zu den Verbrauchsarmaturen.

Zusammenfassung und Ausblick

In immer mehr Ländern der Europäischen Union wird die Trinkwasserversorgung aus Grundwasser, Flüssen und Seen aufgrund der Klimaveränderung temporär knapper. Sogar in Deutschland sind in den letzten Jahren die ersten natürlichen Brunnen versiegt. Endverbraucher und Wasserversorger schauen sich nach neuen Wasserquellen um und haben dabei das Dachablaufwasser wieder entdeckt. Mit geeigneten Aufbereitungsmethoden lässt sich dieses ehemalige Regenwasser in dezentralen Regenwassernutzungssystemen zu Trinkwasserqualität aufbereiten und kann einen wertvollen Beitrag leisten, diese wachsenden Versorgungslücken zu schließen. Die zum 12.01.2021 final in Kraft getretene neue RICHTLINIE (EU) 2020/2184 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch, beschreibt die Voraussetzungen für die erforderliche Qualität dieses Wassers. Mit einer neuen Serie an anschlussfertigen Systemen, zeigt der Wasserexperte INTEWA aus Aachen, dass diese Form der dezentralen Trinkwassererzeugung aus Dachablaufwasser technologisch inzwischen umsetzbar ist und sich sogar gut für eine Nachrüstung eignet. Die ältesten bislang umgesetzten Systeme laufen seit nunmehr über 10 Jahren stabil und sicher. In aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekten wird insbesondere die Online-Sensorik weiter entwickelt, um die Wasserqualität auch per Fernüberwachung zu ermöglichen und den wichtigen Baustein „Regenwassernutzung“ zur  Sicherung der Wasserversorgung weiter auszubauen.   

 

Autor: Oliver Ringelstein, INTEWA GmbH

 

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