Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

AIX-Net-WWR, das Aachener Netzwerk zur Abwasserwiederverwendung ist gestartet

AIX-Net-WWR, das „Aachen Network for Waste Water Reuse“, ist ein Netzwerk, welches „Abwasser neues Leben verleihen möchte“ und das nicht nur einmal sondern immer wieder.

Nach einem mehrjährigen Auswahlprozess konnte sich das Aachener Unternehmer- und Forschernetzwerk AIX-Net-WWR neben zahlreichen anderen Anträgen  durchsetzen und startete am 1.1.2024, um in den kommenden drei Jahren  innovative Lösungen für die Wiederverwendung von Abwasser zu entwickeln. Gefördert wird das ca. 12 Mio. € Vorhaben mit dem Schwerpunkt in der Städteregion Aachen, durch das Programm RUBIN („Regionale unternehmerische Bündnisse für Innovation“) unter der Rubrik „Innovation & Strukturwandel“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Das Umfeld

Weltweit führt der Klimawandel mit Hitze- und Trockenheitsrekorden immer häufiger zu regionaler Wasserknappheit auf der einen Seite und zu Starkregenereignissen mit damit einhergehenden Überflutungen auf der anderen. Nach vielen Jahren intensiver Verhandlungen haben sich alle Staaten der Vereinten Nationen verpflichtet, die Weltwirtschaft auf klimafreundliche Weise zu verändern. Der GREEN Deal soll in der Europäischen Union bis 2050 zu Investitionen in Höhe von mindestens 1 Bio. € führen.

Die Ziele und Handlungsempfehlungen sind in den 17 SDGs „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen beschrieben. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung ist eine entscheidende Grundvorrausetzung für die Umsetzung und das Erreichen von einem Großteil dieser „Sustainable Development Goals“.

Parallel dazu hat sich die Erkenntnis auf dem Finanzmarkt anhand der ESG (Environmental Social Governance Anlagekriterien) etabliert. Hiermit wird aufgezeigt, dass sich nur nachhaltiges Unternehmertum in Zukunft wirtschaftlich lohnen kann. 

Im Kontext dieser wegbereitenden Rahmenbedingungen setzt das neue Bündnis AIX-Net-WWR an.

IST-Situation und Ziele

Die meisten Städte verfügen heutzutage über eine zentrale Wasserver- und Abwasserentsorgung. Dies bringt jedoch vor allem in wasserarmen Regionen einige Nachteile mit sich, wie sinkende Wasservorräte bei steigendem Wasserbedarf und den Verlust von Wertstoffen speziell in Form von Wasser und Wärme (ca. 55 m³ Wasser/Person/Jahr und ca. 550 kWh/Person/Person/Jahr) für das direkte Recycling am Ort der Abwasserentstehung. 

Bei vielen zentralen Kläranlagen wird das Abwasser zudem je nach Anschlussgröße für eine mögliche Wiederverwendung nur unzureichend aufbereitet, so dass die verbleibenden Inhaltstoffe zu einer zunehmenden Gewässerverschmutzung beitragen. 

In der AIX-Net-WWR Stadt der Zukunft soll es standardisierte, semi-dezentrale Abwasserwiederverwendungssysteme auf Quartiersebene mit innovativen Einzeltechnologien geben, welche die genannten Probleme adressieren. Semi-dezentral bedeutet dabei, dass mehrere Gebäude an ein System angeschlossen werden. Die Vorteile von semi-dezentralen Systemen liegen insbesondere in der engen räumlichen Verknüpfung von Abwasseranfall und -behandlung. Dadurch werden die direkte Wiederverwendung und Nutzung des aufbereiteten Wassers und der im Abwasser vorhandenen Energie direkt an Ort und Stelle des Abwasseranfalls ermöglicht, und zwar ökologisch und ökonomisch optimiert.

Bei der Gestaltung der semi-dezentralen Aufbereitungsanlagen hat AIX-Net-WWR sich folgende Ziele gesetzt:

  • die Möglichkeit der Aufbereitung des Abwassers zu unterschiedlichen Wasserqualitäten, wie Badewasser, Bewässerungswasser, Betriebswasser, Hygienewasser und Trinkwasser

  • der Einsatz der Anlagen beim Neubau von Wohngebieten aber auch zur Umrüstung bereits bestehenden Strukturen unter Einbindungen der lokalen Ver- und Entsorger 

  • ein modularer und skalierbarer Aufbau sowie 

  • die Wirtschaftlichkeit der Anlagen innerhalb weniger Jahre durch enorme Einsparung der Kern-Ressourcen Wasser und Energie.

Die innovativen Einzeltechnologien innerhalb der standardisierten Systeme sollen zudem in der Lage sein, industrielles und gewerbliches Abwasser aufzubereiten, und somit auch individualisierte Lösungsmodelle ermöglichen.

Die Umsetzung

Um diese Vision zu ermöglichen, sollen dazu im Rahmen der Umsetzungsphase folgende, neuartige Wasseraufbereitungstechnologien in fünf Verbundprojekten erforscht und entwickelt werden:

Im 1. Verbundprojekt, AIX-WWR wird ein kompletter Demonstrator in Containerform für die Aufbereitung von häuslichem Abwasser mit dem Ziel einer möglichst vollständigen Kreislaufführung entwickelt. Ein Kernbaustein dieses Demonstrators ist ein innovativer, energieeffizienter Membranbioreaktor, der im Rahmen des Verbundprojektes an die speziellen Anforderungen semi-dezentraler Anlagen angepasst wird. Der Demonstrator wird 20 m³ (das entspricht ca. 135 EW) häusliches Abwasser aufbereiten. Hierfür wird er innerhalb des Projektzeitraums lokal installiert, getestet und weiterentwickelt.

Im 2. Verbundprojekt – AIX-SOLVED – wird ein Reinigungsverfahren entwickelt, in dem Adsorber-Granulat mit Enzymen biofunktionalisiert wird. Ziel ist es, dass Enzyme - also biologisches Material - auf einem neuartigen Granulat anhaften und dort gemeinsam mit dem Granulat Verunreinigungen aus dem Wasser entfernen.

Im 3. Verbundprojekt – AIX OXI – wird erstmalig ein neuartiger Plasmareaktor entwickelt, um eine energieeffiziente Spurenstoffentfernung und Entkeimung von Wasser zu realisieren. Dabei werden Luftmoleküle in Ionen und Elektronen aufgespalten, die, im Wasser eingetragen, organische Verunreinigungen abbauen.

Im 4. Verbundprojekt – AIX-WATCH – geht es um den zentralen Punkt der Sicherstellung der Qualität und hygienischen Unbedenklichkeit des aufbereiteten Abwassers. Dazu soll eine neue Validierungsmethodik mittels innovativer Überwachungs- und Steuerungskonzepte entwickelt werden.

Beim 5. Verbundprojekt – AIX-DEZI – geht es darum salz-, schwermetall- oder spurenstoffenthaltende, industrielle Abwasserströme dezentral, mittels innovativer Nanofiltrationsmembranen und einer neuartigen FCDI Deionisierung - ein Entsalzungsverfahren im Durchflussbetrieb - möglichst vollständig aufzuarbeiten und eine Wiederverwendung im Prozess zu ermöglichen.

Das Netzwerk

Um diese hoch gesteckten Ziele zu erreichen, haben sich 11 Unternehmen, ein Start-Up und 5 Forschungseinrichtungen aus der Region Aachen zusammengeschlossen, um ihre jeweiligen Expertisen gewinnbringend zu vereinen.

Das Bündnismanagement: 

  • Bündniskoordinator und Public Relations: Oliver Ringelstein INTEWA GmbH

  • Wiss. Sprecher & Infrastruktur: Prof. Dr. Thomas Wintgens, ISA RWTH

  • Koordination Forschung & Entwicklung: Prof. D. Arnold Gillner, ILT Fraunhofer 

  • Marketing & Vertrieb: Dr. Süleyman Yüce, STEP Consulting GmbH

  • Finanzen & Controlling: Johanna Kunsmann, CON RWTH

 

Tabelle 1: AIX-Net-WWR Bündnispartner

 

Unternehmen /

Institution

KernkompetenzWebseite
1   INTEWA GmbH  Wasseraufbereitung und Regenwasser-Managementwww.intewa.com
2Aixprocess GmbHSimulationstechnik, Big-Data-Applikationen und RealTime-Prozessoptimierungwww.aixprocess.de/
3Hego Biotec GmbHWirkstoffe für den Umweltschutz, Substanzen für die Abwasser- und Schlammbehandlungwww.hego-biotec.de/
4Prüfinstitut für Abwassertechnik GmbHAkkreditierte und notifizierte Prüfstelle für dezentrale, abwassertechnische Anlagenwww.pia-gmbh.com
5SeSaM-Biotech GmbHEntdeckung, Entwicklung und Produktion von Enzymen (Protein Engineering)www.sesam-biotech.com
6STEP Consulting GmbHPlanung und Umsetzung verfahrens- und energietechnischer Projekte der (Ab-)Wasserreinigung und -entsalzungwww.stepconsulting.de
7SV Steuerungstechnik 
GmbH & Co. KG
Elektropneumatische Steuerungen, Programmierung und Visualisierung für technische Anlagenwww.sv-steuerungstechnik.de
8SIMA-tec GmbHEntwicklung von Labor- und Pilotanlagen für F&E-Dienstleistungen in der Prozess- und Abwassertechnikwww.sima-tec.de
9Redline Technologies Elektronik GmbHEntwicklung von Prozess-Stromversorgungen für industrielle und medizinische Anwendungenwww.de.redline-technologies.de
10nrw-Anlagentechnik GmbHEntwicklung und Produktion von Rechenanlagen, Feinsiebrechen und Schneckenseparatorenwww.nrw-anlagentechnik.de
11Bühler Technologies GmbHEntwicklung und Produktion von Inline-Sensoren für Echtzeit-Überwachung von Gasen und Fluidenwww.buehler-technologies.com
12Ruhr-Universität Bochum

Arbeitsgruppe für Biomedizinisch angewandte Plasmatechnik (BPT) / Lehrstuhl für Angewandte Elektrodynamik und Plasmatechnik (AEPT):

Experimentelle Umsetzung und Diagnostik von verschiedenen technischen Plasmaprozessen

www.ruhr-uni-bochum.de
13DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e.VMembranverfahren, -entwicklung und -modifikation sowie Prozessentwicklungwww.dwi.rwth-aachen.de
14Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft und Klimazukunft an der RWTH Aachen e. V.Optimierung der Abwasserentsorgung, Energiegewinnung auf Kläranlagen, online-Analytikwww.fiw.rwth-aachen.de

15

 

Fraunhofer

Aachen

Institut für Lasertechnik (ILT):

Neuer Laserstrahlquellen und Verfahren für Materialbearbeitung, Messtechnik und Life Sciences

www.aachen.fraunhofer.de

Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie (IME):

Entwicklung biotechnologischer Produktionsplattformen für Peptide, Proteine und Enzyme

 
16Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISA):

Wasserwiederverwendung, Spurenstoffelimination, Membrananwendungen, Umweltanalytik

www.rwth-aachen.de

Lehrstuhl für Biotechnologie (ABBT):

Protein Engineering mit evolutiven und rationalen Methoden

 

Lehrstuhl für Controlling (CON):

Umwelt-, Geschäftsmodell-, Innovations-, Transformations- und Wertschöpfungscontrolling

 

17

 

Korallenwächter – Kowalytics UGHard- und Software zur Messdatenaufnahme und - auswertung (Titri- und kolorimetrische Verfahren)www.kowalytics.com

AIX-Net-WWR wird zudem von zahlreichen, Stakeholdern, wie Industrie-unternehmen und vor allem Wasserver- und -entsorgern,- aber auch von weiteren Organisationen aus der Bau- und Umweltbranche unterstützt.

Durch die auf kommunale Ver- und Entsorger spezialisierte Unternehmensberatung Isle Utilities wurde das Marktpotential für AIX-Net-WWR für das Jahr 2031 auf insgesamt 100 Mrd. € ermittelt. Bis zum Jahr 2031 plant das Bündnis, 200 zusätzliche Mitarbeiter aus der Region für die Arbeit zur Umsetzung der gesteckten Ziele einzustellen. Das Bündnis ist offen für weitere assoziierte Partner, die das Projekt aktiv unterstützen wollen. Das gemeinsame Ziel ist es, AIX-Net-WWR weltweit zu einem führenden Netzwerk für die Wasserwiederverwendung zumachen und Abwasser ein neues Leben zu verleihen. 

 

Zeichen: 11.242 (inkl. Leerzeichen) 

Bündniskoordinator: INTEWA GmbH

Autor: Oliver Ringelstein, INTEWA GmbH

E-Mail: aixnetwwr@~@intewa.de

Webseite